Pressemitteilung NVV vom 15.05.2025

Keine weitere Millionenverschuldung mit Bauna-Sprinter in Baunatal

„NVV erteilt Bauna-Sprinter klare Absage“                                                       

Studie hält Nahverkehrsprojekt für „derzeit nicht finanzierbar“.                                                        

Angebot mit Trams soll ausgebaut werden !

Kassel/Baunatal - Genau vor einem Jahr fanden Testfahrten mit einem Triebwagen der Hessischen Landesbahn (HLB) zwischen Baunatal-Großenritte und Kassel-Wilhelmshöhe statt. Die Idee, das bestehende Nahverkehrsangebot mit einem so genannten Bauna-Sprinter zu erweitern, war geboren. Jetzt erteilt der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) dem Vorhaben eine Absage. „Das Konzept ist derzeit nicht finanzierbar“, erläutert Geschäftsführer Marian Volmer bei einem Pressetermin im Kulturbahnhof in Kassel.

Untermauert wird diese Auffassung laut Volmer von einem vom NVV begleitend in Auftrag gegebenen Gutachten. Dieses werde voraussichtlich im Juni veröffentlicht, teilt der NVV weiter mit. „Aufgrund der uns bisher vorliegenden Ergebnisse des Gutachtens gehen sowohl der NVV als auch die Stadt Baunatal davon aus, dass das Projekt Bauna-Sprinter nicht weiter verfolgt wird.“ 

Stattdessen werde der NVV in Absprache mit KVG, Stadt Kassel und Stadt Baunatal prüfen, welche Möglichkeiten zur Verbesserung der Tramverbindung zwischen Baunatal und Kassel-Wilhelmshöhe bestehen, erläutert der NVV. Das bestätigt auch Stadtsprecher Raphael Digiacomo auf Anfrage: „Eine Taktverdichtung der Linie 2 wäre als Alternativvorschlag laut NVV denkbar und wird zurzeit geprüft“, sagt er.

Laut Marian Volmer spricht neben den finanziellen Aspekten auch eine verkehrsrechtliche Regelung gegen die Installation eines zusätzlichen Triebwagen-Verkehrs auf den Gleisen der früheren Kassel-Naumburger Eisenbahn bis zum Bahnhof Großenritte. Es sei nämlich nicht zulässig, dass sich Eisenbahnfahrzeuge und Straßenbahnen auf einer Strecke begegneten, so Volmer. Aktuell bestehe eine Sondergenehmigung für Straßenbahnfahrzeuge für das Befahren von Eisenbahnstrecken für den Abschnitt zwischen Altenbauna und dem Bahnhof Großenritte: „Der Trambetrieb ist auf dem Abschnitt nur möglich, wenn sich kein Eisenbahn-Fahrzeug in dem Abschnitt befindet.“ Als Alternative bleibe dann lediglich ein Bauna-Sprinter-Betrieb zwischen Kassel und Altenbauna. Aber: Diese kürzere Strecke sei erst recht nicht wirtschaftlich zu betreiben, so Volmer.

Die Stadt Baunatal führt weitere Kostenfaktoren ins Feld: „Zugunsten des Einsatzes eines Bauna-Sprinters müsste zudem die bestehende Infrastruktur teilweise erneuert werden – zum Beispiel ein neues Stellwerk und die Herstellung eines Stumpfgleises am Bahnhof Wilhelmshöhe“, sagt Digiacomo. „Die genauen Kosten für derart weitreichende Maßnahmen wären nicht abzusehen. Hinzu käme ein hohes Verspätungsrisiko durch den Mischverkehr zwischen Eisenbahn und Straßenbahn.“

Ideen aus dem Wolfhager Land

Initiiert worden war das Projekt von zwei ehrenamtlichen Initiativen aus Baunataler Bürgern, denen sich auch Unterstützer aus Nordshausen und Schauenburg anschlossen. Zudem gab es Ideen aus dem Wolfhager Land, die Strecke weiter bis Naumburg auszubauen.

Ende April 2024 fanden dann erste Testfahrten mit einem Lint-Triebwagen der HLB auf den Gleisen der Kassel-Naumburger Eisenbahn statt. Diese waren ein Erfolg: Die angebotenen Fahrten von Baunatal nach Kassel waren nach kürzester Zeit ausverkauft. Vertreter des NVV fuhren damals nicht mit, der Verbund äußerte sich nur zögerlich zu dem Projekt. Im Juni verkündete er schließlich, eine Vorstudie in Auftrag geben zu wollen. Diese liegt nun vor. (Sven Kühling).